Matari verbarg sich flach auf dem Boden im Schatten zwischen den Felsen und beobachtete das Tal unter sich. Nichts störte die Stille. Der Wind wiegte die Grashalme, die Wallabys kehrten witternd zurück und grasten. Aufmerksam ließ Matari den Blick über den Horizont streifen. Aus welcher Richtung würde die unbekannte Frau kommen? Und wovor sollte er sie retten?
Wind kam auf. Auf dem Kamm gegenüber wirbelte Staub auf. Mataris Augen verengten sich. Für einen Augenblick schimmerte eine monströse, rötliche Gestalt auf. Das Große Känguru! Im nächsten Moment formte sich eine Frau im Ledermantel. Ihre blonden Haare unter dem Hut schimmerten in der tief stehenden Sonne. Sie reckte das Gesicht gen Himmel und schien zu lauschen, dann hob sie die Arme. Tief in seiner Seele hörte er ihre Musik. Ein Schimmern löste sich von ihren Händen und schoss empor.
Er folgte ihrem Blick. Am wolkenlosen Himmel blinkte ein Flugzeug im Sonnenlicht. Seine Silhouette verschwamm kurz. Jetzt zog es eine schwarze Spur ans Firmament. Matari wandte sich wieder der Frau zu. Auch sie hatte den Flug der Maschine verfolgt. Sie sank auf einen Felsen, hielt den Kopf zwischen den Armen, ihre Schultern bebten.
Um einen besseren Blick zu bekommen, richtete er sich etwas auf. Ein trockener Ast brach unter ihm.
Die Frau fuhr auf und sah in seine Richtung. Matari hielt die Luft an. Sie hatte ihn auf über hundert Schritte gehört! Er drückte sich flach auf den Boden, versteckte sich in einer Ritze. In rasender Eile häufte er Zweige, Erde und Sand auf sein Versteck. Zuletzt wob er mit seiner Musik täuschende Schatten um sich.
Im nächsten Moment hörte er langsam näher kommende Schritte. ›Amtranik, hilf!‹ Matari spürte die Melodie des Kängurus, suchend, lauernd, züngelnd. Die Schritte verstummten. Er spähte durch eine Ritze, fürchtete, dass selbst sein Herzklopfen zu hören sei. Keinen Meter vor ihm standen zwei Reitstiefel im Sand.
Ein Wallaby entdeckte einen saftigen Flecken Gras und hoppelte zwischen zwei Felsen auf Matari zu. Die Stiefel drehten sich von Matari weg. Er wagte einen Blick. Sie ließ sich auf ein Knie sinken und streckte die Hand aus. Das Känguru sprang mit einem einzigen Satz zu ihr, und sie fütterte es mit ausgerupften Halmen.
Die Gestalt der Frau zerfiel zu Staub. Ein plötzlicher Windstoß saugte ihn hoch, wirbelte spielerisch Fontänen auf, zauste zum Abschied dem Wallaby das Fell und fuhr über den Hügel hinaus in die Wüste.