Es gibt keine Vorgaben, wer testlesen kann oder soll. Wer immer im Forum ist und einen Text sieht, der ihn interessiert, kann ihn lesen und seine Meinung dazu hinterlassen, gleichgültig, wie lange der Text schon eingestellt ist oder wie viele Kommentare bereits hinterlassen wurden. Jede weitere Meinung ist ein wertvoller Beitrag.
Natürlich stehen die zuletzt eingestellten Texte zuerst im Fokus, weil sie eben ganz oben stehen. Und wenn ein Text eingestellt wurde, zu dem es noch keine Antworten gibt, sollte man sich bewusst machen, dass irgendwo ein Mensch mit klopfendem Herzen auf den Bildschirm starrt und sehnsüchtig auf Rückmeldung wartet.
Wie werden Kommentare eingetragen?
Die Texte werden als rtf eingestellt, weil die jeder öffnen kann, unabhängig von seiner Software. Dann kann man wahlweise den Text als Ganzes lesen und einen allgemeinen Kommentar ins Forum schreiben (sowas wie »das ist mir zu langweilig« oder »das Ende ist nicht glaubwürdig« oder auch »ich würde gerne mehr lesen«). Oder man schreibt Korrekturen mitten in den Text, dann sollte man die irgendwie kenntlich machen, damit der Autor sie findet, eine andere Schriftfarbe oder ähnliches. Oder die Software bietet die Möglichkeit, Kommentare zu setzen. Das geht zum Beispiel mit Word oder mit Libre Office.
Man markiert eine Textstelle, geht auf Kommentar einfügen und schreibt in den Kommentar, was man zu sagen hat.
Das können banale Tippfehler sein, aber viel wichtiger sind Hinweise, was einem beim Lesen auffällt. Logikfehler, die man erkannt hat («wieso geht beim Öffnen des Fensters eigentlich keine Alarmanlage an?«), Verständnisfehler («wo kommt denn jetzt plötzlich dieses Buch her?«), oder auch »das müsste viel dramatischer sein«, »das finde ich saukomisch«, »die Szenen wechseln zu schnell« oder »ich verstehe das nicht, ist das jetzt ein Traum?«. Man darf aber auch gerne hinzufügen, was einem besonders gut gefallen hat, denn das motiviert ungemein.
Rechtschreibung und Grammatik
Natürlich kann man solche Fehler im Text korrigieren, wenn man sie gerade bemerkt, doch das ist nicht das primäre Ziel des Testlesens. Primär soll getestet werden, wie die Wirkung des Inhalts auf den Leser ist.
Ersetzt das Testlesen ein Lektorat?
Da wir alle keine Profis sind, grundsätzlich nicht. Man braucht ein Lektorat auch nur, wenn man tatsächlich an die Veröffentlichung seiner Werke denkt. Allerdings lassen sich viele Anfängerfehler bereits vor einem Lektorat durch Testleser ausmerzen.
Muss ich als Autor die Korrekturen übernehmen?
Der Testleser sollte seine ehrliche persönliche Meinung äußern. Der Autor kann dann entscheiden, ob er die Kritik für sich annehmen will, oder ob er lieber bei seiner Version bleibt. Auch das sollte ein Testleser akzeptieren.
Das Kommentieren ist nicht immer einfach, weil man die Tendenz hat, dem Autor auf die Schulter zu klopfen, das ist einfach und stressfrei. In diesem Fall muss man sich bewusst machen, dass man dem Autor damit nicht hilft! Und man muss anerkennen, dass es Mut braucht, die wirkliche Meinung zu äußern, auch wenn sie nicht so positiv ausfällt. Das bringt uns gleich zum nächsten Thema.
Über große, grüne, schleimige Kröten
Wenn ich einem Autor sagen muss, dass sein Text bei mir nicht angekommen ist, dann ist das für mich unangenehm. Allerdings nicht vergleichsweise so unangenehm wie für den Autor. Faktisch gesehen geht es nur um einen Text, ein paar Worte auf dem Bildschirm. Trotzdem muss man sich darüber im Klaren sein, dass man das geliebte Baby eines Autors vor seinen Augen in Stücke reißt, und dass er sich auch persönlich angegriffen fühlt. Das ist so schwer zu schlucken wie eine Kröte, und einer der Gründe, warum man sich dieser Prozedur gerne entzieht.
Genau deshalb ist es so wichtig, nicht nur zu äußern »dein Text taugt überhaupt nichts« oder »ich mag nicht weiterlesen«, das sind vernichtende Äußerungen, die verletzen und den Autor nicht weiterbringen. Es ist wichtig, die Kommentare zu begründen, zu erklären, was man besser finden würde und – gaaaaaaaaaaanz wichtig! – auch zu kommentieren, was man gut findet! Das ist ein Aspekt, der häufig vergessen wird.
Fortschritte
Hat man all das beherzigt, dann – so habe ich die Erfahrung gemacht – kommt man mit Lichtgeschwindigkeit weiter und schreibt nach kurzer Zeit Texte, die viele Menschen begeistern, auch wenn man nicht im fortgeschrittenen Alter ist, männlich, eine Packung Camel pro Tag raucht und zwei Liter Kaffee am Tag trinkt.
Der Dank an die Testleser
Ein weiterer wichtiger Aspekt: Testleser sind kein Selbstzweck und keine Selbstverständlichkeit. Sie stellen ihre Kraft und ihre Zeit selbstlos in den Dienst einer guten Sache. Sie selbst haben nicht den geringsten Vorteil daraus, müssen Mut aufbringen, um Andere zu besseren Autoren zu machen.
Das Mindeste, was man ihm entgegenbringen kann, ist Dank für die Hilfe, oder bestenfalls die Revanche, wenn er seinerseits Texte einstellt.